Freiheit beginnt, wo Sucht endet - 125 Jahre Kreuzbund
Im Mai folgten über 400 Teilnehmende der Einladung des Bundesverbandes, um in der Kongresshalle des Maximilianparks in Hamm das 125jährige Bestehen des größten deutschen Sucht-Selbsthilfverbandes zu feiern. Gegründet wurde der Kreuzbund im Jahr 1896 von Pastor Josef Neumann im Bistum Aachen. Zu der Zeit herrschte Armutsalkoholismus. Am meisten litten darunter Frauen und Kinder. Herr Pastor Neumann bot diesem Personenkreis einen geschützten Raum, ohne Alkohol. Voraussetzung war, grundsätzlich ganz auf Alkohol zu verzichten, egal ob Abhängig oder Mitbetroffen.
Das ist heute noch immer aktuell. Auch wenn es nicht mehr ganz so streng gehandhabt wird. Angehörigen gönnt man Alkohol, Abhängige müssen allerdings den Willen haben aufzuhören. Es ist nicht mehr nur Alkohol ein Thema in den Gruppen, sondern jegliche Art von Konsum, wie Drogen, Medikamente, Esssucht, Spielsucht und Mehrfachabhängigkeit (Polytoxikomanie).
Der Kreuzbund ist bundesweit der größte Sucht-Selbsthilfeverband mit den meisten Mitgliedern und Gruppen. Er ist ein Fachverband der Caritas und katholisch.
An dem zweitägigen Kongress nahmen wir mit sechs Personen teil. Pünktlich begrüßte uns unsere Bundesvorsitzende Frau Andrea Stollfuß und eröffnete den Kongress und Professorin Frau Dr. Wilma Funke referierte zum Kongress-Thema: „Freiheit beginnt wo Sucht endet“.
Am Nachmittag fanden Arbeitskreise mit unterschiedlichen Themen statt:
- Was ist Freiheit? Ein generationsübergreifender Workshop
- Sucht-Selbsthilfe: Die Freiheit anderer respektieren und fördern
- Sucht überwinden: Freiheit in der Partnerschaft
- Frei von Sucht: Hoffnung, Glaube, Liebe
Lisas Eindrücke aus Gruppe 4:
“Zwei Damen moderierten die zweistündige Gruppe, in denen wir uns mit dem Thema “Frei von Sucht: Hoffnung, Glaube, Liebe” auseinandersetzten. Wir schauten zurück auf die nasse Zeit. Spielte da Glaube oder Hoffnung eine Rolle, ganz zu schweigen von Liebe? In der trockenen Phase am Anfang musste alles neu gelernt werden. Als erstes kam die Hoffnung, dass die Nahestehenden einem verzeihen und Liebe wieder einen Platz bekommt. Manchmal war durch die Sucht alles so zerbrochen, dass es keinen Weg mehr zurück gab. Der Glaube daran war zunichte. Wichtig war, dass Kinder wieder mit dem Abhängigen sprachen und so wieder Kontakte entstanden. Alles ein langer und beschwerlicher Weg, Rückschläge und wieder neu Anfangen gehörten dazu. Die Zeit verflog viel zu schnell. Denn wo Weggefährt:innen zusammenkommen, entstehen mühelos gute Gespräche und intensiver Austausch untereinander.”
Wolfgangs Eindrücke zum Kongress:
“Bereits die zweieinhalbstündige Anreise im PKW mit zwei Weggefährten war große Klasse. Wir haben uns ausgetauscht, besser kennengelernt und viel gelacht.
Die Örtlichkeit in Hamm war gut ausgesucht. Die Eventhalle war gut, wenn auch etwas zu klein. Alle haben sehr eng gesessen. Alle Vorträge haben mir ausgesprochen gut gefallen. Ein Highlight für mich war die moderierte Arbeitsgruppe. Für mich war es einfach unbeschreiblich schön, mit so vielen Weggefährten aus allen Teilen Deutschlands auf engem Raum zusammen zu sein und sofort eine vertraute Atmosphäre zu spüren. Ich kam in den Pausen und nach der Veranstaltung mit sehr vielen Personen sofort ins Gespräch. Wir alle hatten das Ziel, zufrieden und ohne Angst zu leben. Es wurde diskutiert und gelacht. So vergaß ich Sorgen und Ängste, die mich die Tage vor dem Kongress noch belastet hatten.
Die Bewirtung war ausgezeichnet. Die Rückfahrt war ebenso kurzweilig und gesprächig wie die Anreise und so haben wir in Rheinberg die zwei Tage noch bei einem gemeinsamen Eis ausklingen lassen. Alles zusammen war einfach „Spitze“ und ich freue mich auf die nächste Veranstaltung. Einen Dank auch an meine Rheinberger Weggefährten, die immer bei mir waren. Dank besonders an Lisa Drescher. Auch das Hotel war gut.”
Alles in allem war es ein super Wochenende. Den Organisator:innen ein Dankeschön.